Kirsten-Hoffmeister - Journalismus, Texte, Moderation



Jan 1, 2024

Die fabelhafte Rezepte-Welt der Emmi

In Köln habe ich die super-sympathische Food-Bloggerin Emmi Prolic getroffen. Bei ihren Rezepten achtet sie darauf, dass alles ganz einfach zugeht.

Viele erfolgreiche Geschichten fangen mit Mut an. Und mit Liebe. Und mit einem Wendepunkt. Dieser ist für Christiane Emma Prolic, von allen kurz Emmi genannt, an einem Abend vor acht Jahren gekommen. Abgehetzt von ihrem Fulltime-Job kommt die damals 44-jährige nach Hause. Dort wird sie nicht nur stürmisch von ihrem kleinen Sohn umarmt, auch die Babysitterin begrüßt sie mit leuchtenden Augen. „Stellen Sie sich vor“, schwärmt die Studentin: „Lino kann jetzt alleine seine Schnürsenkel binden!“ Für Emmi, die damals als Leiterin der Markenkommunikation eines großen Handelsunternehmens schon lange im Hamsterrad rotiert, ist diese Nachricht nicht nur ein Grund zur Freude. „Wieder etwas verpasst“, schießt es ihr durch den Kopf: „Das muss aufhören!“ Kurzentschlossen kündigt sie ihre Festanstellung und verbringt jetzt viel Zeit mit ihrem Sohn. Doch vormittags geht der in die Schule. Emmi beginnt nun das zu tun, wofür sie seit ihrer Kindheit brennt. Sie kocht. Sie backt. Und sie erinnert sich. Schon als kleines Mädchen hat sie es geliebt, die Großeltern in ihrer Backstube zu besuchen. Auch der Mutter hat sie gern beim Kochen geholfen. Nun bereitet sie die früheren, fast vergessenen Gerichte und Gebäcke wieder zu. Gleichzeitig versinkt sie in Kochbüchern, stöbert in Zeitschriften und im Internet nach Rezepten und findet immer mehr Sinnhaftigkeit in der Zubereitung von Essen. Ganz leise beginnt sich eine Stimme in ihr zu melden, die dann immer lauter wird und schließlich in einem Wunsch Gehör findet: „Ich möchte mit einem eigenen Koch-Blog online gehen, um andere in ihrem Kochalltag zu unterstützen die Zeitnot und Familienküche vereinbaren müssen!“ Zu diesem Zeitpunkt gibt es in Deutschlands bereits tausende Food-Blogger*innen. „Zum Glück wusste ich das damals nicht“, sagt die verheiratete Kölnerin rückblickend. „Ansonsten hätte ich mich das niemals getraut.“ So aber kauft Emmi sich eine Kamera, bringt sich das Fotografieren von ihren Gerichten bei und entwickelt unermüdlich Rezepte.

Food-Bloggerin Emmi fotografiert ihre einfachen Rezepte
Food-Bloggerin Emmi kocht ihre einfachen Rezepte

Ein halbes Jahr später geht ihr Blog www.emmikochteinfach.de online. Das allererste Rezept besteht aus nur sechs Zutaten: „Die Mini-Haselnuss-Hörnchen. Saftig, lecker und ruckzuck zubereitet“, so Emmi, für die das Einfache mittlerweile zu einer Lebenseinstellung geworden ist. Und diese möchte sie weitergeben. Statt vieler Zutaten und einer langen Einkaufliste gibt es auf ihrem Blog kurze, alltagstaugliche Rezepte, die aber sehr ausführlich beschrieben und bebildert werden. Fast wie in einer Kochschule. Ihre Idee hat Erfolg. Wenige Wochen nach ihrem Blog-Start wird ein WDR-Fernsehteam auf sie aufmerksam und interviewt sie. Zu diesem Zeitpunkt hat sie gerade mal 200 Follower bei Instagram. Kurz darauf meldet sich ein großer Discounter und bietet ihr eine Kooperation und damit finanzielle Unterstützung an. Ihre Fan-Gemeinde wächst jetzt rasant. Heute – knap sieben Jahre später – wird Emmis Blog monatlich mehrere Millionen Mal besucht. Hunderttausende folgen ihr in den sozialen Medien. Das liegt wahrscheinlich nicht nur an ihren bodenständigen, aber durchaus raffinierten Gerichten. Emmi kocht in ihrem Blog, aber sie lebt auch darin. Auf ihren wöchentlich zwei bis drei neuen Rezepten erzählt sie einleitend eine kleine Anekdote aus ihrer persönlichen Welt. Für die Leser*innen wird sie so immer mehr zu einer Freundin. „Viele schreiben mich an. Darunter sind Kocherfahrene, aber auch Menschen, die wirklich das erste Mal am Herd stehen, zum Beispiel Student*innen, verwitwete Männer und manchmal sogar Kinder“. Emmi antwortet ihnen. Allen. Sie berät, ermutigt („Traut euch! Kochen ist keine Herz-OP“) und geht bei ihrer Rezeptentwicklung auch auf Wünsche ein. Derzeit sind besonders Rezepte für die „Resteküche“ gefragt, vor allem mit Bananen und fleischlose Gerichte. Mehrfach wird sie von ihren Abonnenten nach einem Kochbuch gefragt. Viele wollen Emmis Rezepte auch gebunden in den Händen halten. Also sagt sie nicht nein, als ein Verlag auf sie zukommt. 75 Rezepte sowie ihre besten Kniffe verrät sie in ihrem ersten Kochbuch. Im zweiten dreht sich alles um die regionale und saisonale Küche, die Rezepte sind nach Jahreszeiten sortiert. Und sie gibt weiteren Einblick in ihre „fabelhafte“ Welt. Wieder mit Erfolg. Beide Kochbücher werden Bestseller. Zeit zum Ausruhen hat Emmi jedoch nicht. Das nächste Rezept muss entwickelt, veröffentlicht und der Instagram- und Facebook-Community vorgestellt werden. Außerdem haben Lino und Emmis Mann Oliver sicher bald wieder Hunger. Dann gibt es zum Beispiel das Leibgericht der Familie: Wiener Schnitzel mit selbstgemachten Pommes Frites. Einfach und immer wieder gut.

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